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Ein paar Minuten darauf war er im Krankensaal. Der
Chefarzt hatte melden lassen, daß er eines Konsiliums
wegen plötzlich habe verreisen müssen, die Herren
Assistenten möchten ohne ihn Visite machen. Fridolin
fühlte sich beinahe glücklich, als er, von den Studenten
gefolgt, von Bett zu Bett ging, Untersuchungen vornahm,
Rezepte schrieb, mit Hilfsärzten und Wärterinnen sich
fachlich besprach. Es gab allerlei Neuigkeiten. Der
Schlossergeselle Karl Rödel war in der Nacht gestorben.
Sektion nachmittag halb fünf. Im Weibersaal war ein Bett
frei geworden, aber schon wieder belegt. Die Frau von
Bett siebzehn hatte man auf die chirurgische Abteilung
transferieren müssen. Zwischendurch wurden auch
Personalfragen berührt. Die Neubesetzung der
Augenabteilung sollte übermorgen entschieden werden;
Hügelmann, jetzt Professor in Marburg, vor vier Jahren
noch zweiter Assistent bei Stellwag, hatte die meisten
Chancen. Rasche Karriere, dachte Fridolin. Ich werde nie
für die Leitung einer Abteilung in Betracht kommen,
schon weil mir die Dozentur fehlt. Zu spät. Warum
eigentlich? Man müßte eben wieder wissenschaftlich zu
arbeiten anfangen oder manches Begonnene mit größerem
Ernst wieder aufnehmen. Die Privatpraxis ließ immer noch
Zeit genug.
Er bat Herrn Doktor Fuchstaler, die Ambulanz zu leiten,
und mußte sich gestehen, daß er lieber hier geblieben als
auf den Galitzinberg gefahren wäre. Und doch, es mußte
sein. Nicht nur sich allein gegenüber war er verpflichtet,
der Sache weiter nachzugehen; noch allerlei anderes gab
es heute zu erledigen. Und so entschloß er sich für alle
Fälle, Herrn Doktor Fuchstaler auch mit der Abendvisite
zu betrauen. Das junge Mädchen mit dem verdächtigen
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Spitzenkatarrh dort im letzten Bett lächelte ihm zu. Es war
dieselbe, die neulich bei Gelegenheit einer Untersuchung
ihre Brüste so zutraulich an seine Wange gepreßt hatte.
Fridolin erwiderte ihren Blick ungnädig und wandte sich
stirnrunzelnd ab. Eine wie die andere, dachte er mit
Bitterkeit, und Albertine ist wie sie alle  sie ist die
Schlimmste von allen. Ich werde mich von ihr trennen. Es
kann nie wieder gut werden.
Auf der Treppe wechselte er noch ein paar Worte mit
einem Kollegen von der chirurgischen Abteilung. Nun,
wie stand es eigentlich mit der Frau, die heute nacht
hinübertransferiert worden war? Er für seinen Teil glaubte
nicht recht an die Notwendigkeit einer Operation. Man
werde ihm doch das Resultat der histologischen
Untersuchung berichten?
»Selbstverständlich, Herr Kollega.«
An der Ecke nahm er einen Wagen. Er zog sein
Notizbuch zu Rate, lächerliche Komödie vor dem
Kutscher, als müsse er sich jetzt erst entscheiden. »Nach
Ottakring«, sagte er dann, »die Straße gegen den
Galitzinberg. Ich werde Ihnen sagen, wo Sie zu halten
haben.«
Im Wagen kam plötzlich wieder eine
schmerzlichsehnsüchtige Erregung über ihn, ja beinahe ein
Schuldbewußtsein, daß er in den letzten Stunden seiner
schönen Retterin kaum mehr gedacht hatte. Ob es ihm nun
gelingen würde, das Haus zu finden? Nun, das konnte
nicht sonderlich schwierig sein. Die Frage war nur: was
dann? Polizeiliche Anzeige? Das konnte gerade für die
Frau, die sich vielleicht für ihn geopfert oder bereit
gewesen war, sich für ihn zu opfern, üble Folgen nach sich
ziehen. Oder sollte er sich an einen Privatdetektiv
wenden? Das erschien ihm ziemlich abgeschmackt und
seiner nicht ganz würdig. Aber was blieb ihm sonst noch
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übrig? Er hatte doch weder die Zeit noch wahrscheinlich
das Talent, die nötigen Nachforschungen kunstgerecht
durchzuführen.  Eine geheime Gesellschaft? Nun ja,
jedenfalls geheim. Aber untereinander kannten sie sich
doch? Aristokraten, vielleicht gar Herren vom Hof? Er
dachte an gewisse Erzherzöge, denen man dergleichen
Scherze schon zutrauen konnte. Und die Damen?
Vermutlich & aus Freudenhäusern zusammengetrieben.
Nun, das war keineswegs sicher. Jedenfalls ausgesuchte
Ware. Aber die Frau, die sich ihm geopfert hatte?
Geopfert? Warum er nur immer wieder sich einbilden
wollte, daß es wirklich ein Opfer gewesen war! Eine
Komödie. Selbstverständlich war das Ganze eine Komödie
gewesen. Eigentlich sollte er froh sein, so leichten Kaufs
davongekommen zu sein. Nun ja, er hatte gute Haltung
bewahrt. Die Kavaliere konnten wohl merken, daß er nicht
der erste beste war. Und sie hatte es jedenfalls auch
gemerkt. Wahrscheinlich war er ihr lieber als alle diese
Erzherzöge oder was sie sonst gewesen sein mochten.
Am Ende des Liebhartstals, wo der Weg entschiedener
nach aufwärts führte, stieg er aus und schickte den Wagen
vorsichtshalber wieder fort. Der Himmel war blaßblau, mit
weißen Wölkchen, und die Sonne schien frühlingswarm.
Er blickte zurück  nichts Verdächtiges war zu sehen.
Kein Wagen, kein Fußgänger. Langsam stieg er bergan.
Der Mantel wurde ihm schwer; er legte ihn ab und warf
ihn um die Schultern. Er kam an die Stelle, wo rechts die
Seitenstraße abbiegen mußte, in der das geheimnisvolle
Haus stand; er konnte nicht fehlgehen; sie führte nach
abwärts, aber keineswegs so steil, als es ihn nachts im
Fahren gedünkt hatte. Eine stille Gasse. In einem
Vorgarten standen Rosenstöcke, sorgfältig in Stroh
gehüllt, in einem nächsten stand ein Kinderwägelchen; ein
Bub, ganz in blaue Wolle gekleidet, tollte hin und her;
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vom Parterrefenster aus schaute eine junge Frau lachend
zu. Dann kam ein unbebauter Platz, dann ein wilder
eingezäunter Garten, dann eine kleine Villa, dann ein
Rasenplatz, und nun, kein Zweifel  dies hier war das
Haus, das er suchte. Es sah keineswegs groß oder prächtig
aus, es war eine einstöckige Villa in bescheidenem
Empirestil und offenbar vor nicht allzu langer Zeit
renoviert. Die grünen Jalousien waren überall
heruntergelassen, nichts deutete darauf hin, daß die Villa
bewohnt sein könnte. Fridolin blickte rings um sich.
Niemand war in der Gasse zu sehen; nur weiter unten
gingen, sich entfernend, zwei Knaben mit Büchern unter
dem Arm. Er stand vor der Gartentür. Und was nun? [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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