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einer zur anderen. Was hatte Joseph Langdon nur an sich, dass
beide Frauen sich berufen fühlten, ihn zu verteidigen?
Dass seine Schwester ihn in Schutz nahm, konnte er ja noch ver-
stehen. Schließlich war er ihr Ehemann. Doch Mona? Welche
Beweggründe hatte sie?
Wenn es stimmte, dass sie nur mit Joseph befreundet war, hätte
dann nicht er, Luca, für sie an erster Stelle stehen müssen? Nicht
an zweiter. Oder dritter. An allererster, Himmel noch mal!
„Schon gut, meine Damen“, meinte Joseph beschwichtigend,
während er ins Zimmer trat, dicht gefolgt von Stefania. „Ich
schätze, es ist höchste Zeit, dass Luca und ich Klartext miteinander
reden.“
„Bitte, Joe! Vergiss nicht, du warst krank. Ich bitte dich …“
Joseph brachte seine besorgte Ehefrau energisch zum Schweigen.
„Nein, Stefania. Diesmal halte ich nicht den Mund. Diesmal nicht.“
Er durchbohrte Luca mit einem so finster entschlossenen Blick, wie
dieser ihn noch nie an seinem Schwager gesehen hatte. „Mona und
ich hatten eine lange Unterhaltung, nachdem du letzte Woche die
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Wohnung verlassen hattest. Sie hat mir erzählt, was sich während
meiner Abwesenheit zugetragen hat.“
Luca überlief es eiskalt. „Alles?“
Joseph nickte grimmig. „Alles.“
Nervös sah Luca seine Schwester von der Seite an. Stefanias Miene
verriet nicht, was in ihr vorging. Wusste sie, wovon die Rede war?
Hoffentlich nicht, dachte Luca, als er sich wieder seinem Schwager
zuwandte. „Und wie gefällt es dir, dass Mona und ich uns zusam-
men im Bett amüsiert haben?“
Er hörte, wie Mona erschrocken den Atem anhielt, ließ seinen Sch-
wager aber nicht aus den Augen.
Wutentbrannt machte Joseph einige Schritte auf ihn zu, musste
aber innehalten, als Stefania ihn am Ärmel zurückhielt. „Es macht
mich krank“, stieß er hervor. „Aber nicht aus dem Grund, den du
vermutest, du Mistkerl! Ich sollte dich kurz und klein schlagen, weil
du dieses arme Mädchen gezwungen hast, mit dir ins Bett zu
gehen.“
„Lass gut sein, Joe“, bat Stefania, die an seinem Arm hing.
„Nein, Schatz, das kann ich ihm nicht durchgehen lassen. Dafür
bedeutet Mona mir zu viel.“
Luca schloss kurz die Augen. Josephs Worte dröhnten ihm in den
Ohren. Er fühlte sich bis ins Mark getroffen. Nie hätte er gedacht,
dass sich eine Szene wie diese vor Stefanias Augen abspielen würde.
Da hatte er nun mit allen Mitteln zu verhindern versucht, dass sein-
er Schwester ein Leid geschah, und nun das.
Er brachte es nicht fertig, Stefania anzuschauen. Er könnte es nicht
ertragen, zu sehen, wie sie litt, nachdem ihr Ehemann gerade seine
Gefühle für eine andere Frau gestanden hatte.
Sein Blick fiel auf Joseph, und plötzlich brach all die Wut aus ihm
heraus, die sich seit Monaten in ihm angestaut hatte. Zornentbran-
nt packte er seinen Schwager am Kragen und fuhr ihn an: „Ich kön-
nte dich umbringen, weil du Stefania so wehtust.“
Er hörte die Frauen hinter sich protestieren, ließ sich aber davon
nicht beirren. Ebenso wenig wie von Joseph, der jetzt zwischen den
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Zähnen hervorstieß: „Du hast Nerven! Wie kommst du darauf, dass
ich Stefania jemals wehtun würde? Ich liebe Sie, du Narr.“
Luca starrte ihn nur an. Starrte ihn unverwandt an.
„Los, sieh sie an“, verlangte Joseph scharf. „Dreh dich um und sieh
sie an.“
Erst nach weiteren, endlos langen Sekunden kam Luca der Auffor-
derung nach. Langsam, wie in Zeitlupe, drehte er den Kopf in Ste-
fanias Richtung. Er fürchtete sich davor, was er zu sehen bekäme.
Aufmerksam studierte er das Gesicht seiner Schwester, die ihn aus
großen, bittenden Augen anblickte. Ihre Miene drückte Besorgnis
aus, aber keine Verzweiflung.
Nun war Lucas Verwirrung komplett. Zögernd ließ er Joseph los
und trat einen Schritt zurück. „Entschuldige.“
Gelassen strich dieser sein Jackett glatt. „Mach dir keine Gedanken.
Ich an deiner Stelle hätte vermutlich dasselbe getan. Es ist gut zu
wissen, dass du dich um Stefania kümmern wirst, sollte mir etwas
zustoßen.“
Seine Frau drückte liebevoll seinen Arm. „Dir wird aber nichts zus-
toßen. Das lasse ich nicht zu.“
Als Luca die beiden so sah, wurde ihm klar, dass zwischen ihnen
echte Zuneigung herrschte. Ein festes Band der Liebe. Er war in
den vergangenen Monaten nur zu blind gewesen, um es zu
erkennen. Dabei wusste er doch, dass Joseph seine geliebte Ehefrau
nie betrügen würde.
Sein Blick wanderte vom einen zum anderen. Und dann zu Mona,
die ihn ansah, als wäre er ein Ungeheuer. Die nagende Ungewis-
sheit machte ihn rasend.
„Was bedeutet dir Mona?“, fragte er Joseph. „Sag mir, wie du zu ihr
stehst.“
Joseph sah ihm fest in die Augen. „Mona ist meine Tochter.“
Luca rang nach Luft. „Deine … was?“
„Meine Tochter.“
Die Neuigkeit ein zweites Mal zu hören machte es nicht leichter, sie
zu verdauen. Während Luca seinen Schwager noch fassungslos
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ansah, schilderte dieser ihm kurz und bündig die näheren Um-
stände seiner Vaterschaft.
Es war die übliche Geschichte. Joseph hatte während seines letzten
Studienjahrs in Oxford in einer Studentenkneipe eine Kellnerin
kennengelernt. Eines Nachts, als sie beide zu viel getrunken hatten,
landeten sie zusammen im Bett.
Kurz darauf hatte Joseph seinen Abschluss gemacht und war nach
London zurückgekehrt. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass er in
Oxford eine Frau zurückließ, die von ihm schwanger war.
Luca bekam die Einzelheiten kaum mit. Er stand immer noch unter
Schock. Er dachte an all seine ungerechtfertigten Anschuldigungen
und knirschte mit den Zähnen.
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